Mein Jakobsweg 2006

13.05.2006 Merlingen - Wattenwill

9. Tag

Um 7°° Uhr haben wir das Obdach von Fam. Berger verlassen und sind die Straße
Richtung Thun gegangen. Das war kürzer und schneller. Unterwgs in einer Bäckerei gabs einen kleinen
Imbiss zum Frühstück. Bis jetzt hatte ich noch nicht die morgendliche
Kaffeesucht wie sie noch kommen sollte um den Motor in bewegung zu bringen.
So gings ohne große Sorgen nach Thun. Jedoch fing mein linker Fuß bald an zu schmerzen.
Jetzt wars nicht nur die Ferse, nein auch noch die obere Sehne.
Das zog sich dann den ganzen Tag dahin. Aber ich blieb stark und erinnerte mich oft an
Menschen die schlimmeres erlitten und weiter mussten.

In Thun versuchte ich vergeblich ein Outdoorbuch - Genf / Le Puy - zu bekommen.
Wir gingen ohne große Besichtigungstour durch Thun durch - was mir im nachhinein
schon etwas stinkt. Weiter ging es den Strandweg entlang wo wir eine Fress- und Rastpause einhielten.
In Scherzligen machten wir dann einen konspirativen Halt in der Kirche von
Scherzligen aus dem Jahr 762. Die ältesten Teile des Kirchenschiffes stammen aus dem
10. Jh. mit Wandmalerein aus dem 13.-14. Jh.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kirche_Scherzligen

In Wattenwill angekommen, hatte ich Durst und Verlangen nach einem Bier der Laune und der
Schmerzen wegen. Da trafen wir auf 2 Bauern die gerade auf ihrem Hausbankerl saßen und
sich selbst ein kühles Blondes genehmigten. Auf die Frage ob es hier im Dorf einen Kiosk gebe
in dem man sich ein lecker Bierchen kaufen könne, kam prommt die Antwort: ja kimmts eini
und nehmts eich a Hoalbe. Sie luden uns auf ein erfrischendes "Farmer Bier" ein.
Super, mit 2 schweizer Bauern geratscht, frohlockend auf ne Halbe Bier eingeladen worden,
was will man mehr in diesem Moment.

In Wattenwill sahen wir zu einem Schuster denn Haralds Schuhe benötigten dringensd neue Sohlen.
Die Hacken waren schon vollkommen abgelatscht.
Er war schon wie besessen von dem Gedanken seine Schuhe neu zu besohlen. Also nix wie rein in den Laden
und los gingen die Verhandlungen.
Während seine Schuhe gerichtet wurden, unterhielten wir uns bei Kaffee und Plätzchen über Schuhe.
Ich ging im Hinblick auf Hightechschuhe leer aus. Werde mir aber so schnell wie möglich neue Einlegesohlen besorgen.
So wie der Schuster mit den Schuhen fertig war, fing es an wie aus Eimern zu regnen.

Mit bestem Dank verabschiedeten wir uns, auch von den 2 netten Töchtern und suchten die Kirche im Dorf auf
um es wieder beim Pfarrer zu probieren einen Schlafplatz für die Nacht zu bekommen.
Wir bekamen ein großes Zimmer mit Kamin, WC/Dusche und Kochgelegenheit incl. Wasserkocher.
Den Kamin habe ich dann sogleich angeworfen um uns eine gemütliche
Pilgerunterkunftsatmosphäre zu schaffen.
Wäsche gewaschen, Tee und Brühe gekocht und vorallem noch einen saftigen Schiss abgedrückt.;-)
Jetzt werden meine Schuhe auch mal wieder von innen trocken.
Juchhuuu. Das abendliche Mahl mit Käse, Brot, Knacker und Brühe war auch vom feinsten. Kann eigentlich
auf den kocher verzichten. Gewaschen, getrocknet, aufgewärmt, gestärkt, Füße gepflegt, - was will man mehr.

PS: Das die Schweizer alle Evangelen sind und mit dem Pilgern nix am Hut haben da es Luther abgeschafft hatte,
ist es schon um so verwunderlicher, dass man überall so herzlich aufgenommen wird. D A N K E