Mein Jakobsweg 2006

05.07.2006 San Anton - Poblacion de Campos

62. Tag


Bin lange im Bett liegen geblieben. Meine Füße gaben Geruch von
feinstem französichem Käse wieder. Hmmm lecker. Hatte mich am
Abend nicht geduscht. Astrid saß in einer Seelenruhe da und aß ihr
Obst und trank eine lange Tasse Tee. Ich hingegen machte mir einen
lecker Kaffee. Einfach klasse alles. Auf in Richtung Castrojeriz.

Einige Kilometer weiter, in einer kleinen Ortschaft, sah ich einen
Typen mit T-Shirtturban. Was nen seltsamer Kerl dachte ich mir.
Irgendwie kamen wir ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass
er aus der Nähe von Wien kommt. Wir gingen gemeinsam weiter
bis Poblacion de Campos wo ich meine Tagestour beendete und
er noch 10km bis zum nächsten Refugio drann hing.

Und jetzt:
Harald hatte mir doch von einem Typen berichtet, der ihm Tipps für
den Jakobsweg gegeben hatte als er noch in Österreich unterwegs war.
Harald wurde von ihm wegen seiner bezeichnenden Jakobsmuschel am
Rucksack sofort erkannt und drauf angesprochen. Und genau dieser
Mensch stand, lief jetzt mit mir Seite an Seite auf dem Jakobsweg.
Sagenhaft....! Er war genauso verblüfft darüber wie ich.
Es war sehr interessant und machte viel Spaß mit ihm zu laufen und
zu quatschen. Mann, was der alles wusste. Unglaublich, und in einer Ruhe
von alltäglichkeit kramte er Wissensschätze hervor, dass mir nur noch übrig
blieb zu staunen. Es lässt mich immer wieder an mir zweifeln, wenn ich
zusehen muss, was andere sich alles merken können und es auch noch so
detailgenau wiedergeben können. Wie sich noch herausstellen sollte, ist er
nicht das erste Mal auf dem Camino. Den Weg über Salamanca ist er auch
schon gelaufen.

In Fromista genehmigten wir uns ein Cerveza und bestaunten die Figuren und
Skulpturen an der Kirche "San Martin" zu Fromista. Wahrscheinlich irgendwelche
Waldgeister, sehr eigenartige Kreaturen zumindest! Es ist eine sehr schöne
romanische Kirche aus dem 11Jh. Sogar eine der ersten romanischen Kirchen
Spaniens. Und wieder sehnte ich mich nach meiner Canon. Zifix!

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San Martin (Frómista) ist eine am Jakobsweg gelegene romanische Kirche in Frómista
(Provinz Palencia, Autonome Gemeinschaft Kastilien-León).

Sie wurde 1066 von Munia Mayor, der Witwe von König Sancho III. (Navarra),
gestiftet. Das Gotteshaus ist durch seine Steinmetzarbeiten an den Außenfassaden bekannt.
Besonders zu erwähnen sind die Konsolenfiguren an den Sparren unter den Dachüberständen,
die Pflanzen, Tiere, Fabelwesen, Menschen und – für eine Kirche bemerkenswert – auch einige
erotische Darstellungen, wie den „Phallusmann“ zeigen (am Giebel des nördlichen Querschiffs) .
Die meisten Darstellungen dieser Art dürften allerdings bei der Restaurierung im 19. Jahrhundert
entfernt worden sein. Das Innere der Kirche wirkt aufgrund der fehlenden Bemalung schmucklos
und bezieht seinen Reiz im Wesentlichen aus den Kapitellen, die zum Teil bis in die kleinsten
Einzelheiten ausgearbeitet sind. Sie stellen Pflanzen, Tiere und Menschen dar.
Die meisten Steinmetzarbeiten sind gut erhaltene Originale; rekonstruierte Kapitelle oder Kämpfer
sind mit dem Buchstaben "R" gekennzeichnet. Ansonsten schmücken nur drei Figuren den Innenraum.
Linkerhand ist der Patron der Kirche, der heilige Martin von Tours, rechts der heilige Jakobus zu sehen.
Das Kruzifix in der Mitte stammt aus dem späten 13. Jahrhundert. Wandbemalungen sind nicht dokumentiert.
San Martin wurde über Jahrhunderte als Pfarrkirche genutzt; das hat sie vor dem Verfall bewahrt.
Heute werden dort nur noch zu besonderen Anlässen Gottesdienste abgehalten.
Die Kirche kann gegen ein kleines Entgelt besichtigt werden.
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Noch nen Kaffee und ab auf die letzten 3,5Km des heutigen Tages.
Eine sehr schöne Unterkunft mit großem Garten zum entspannen
und Wäsche aufhängen bot sich mir heute. Mit Kochgelegenheit.
Genial, heute gibts was warmes. Nudeln + Tomaten + Oliven + Bier = Ranzen VOLL! ;-)
Heute Abend schau ich noch Fußball: Frankreich vs. Portugal. Bin ja gespannt.
Ne sehr hübsche junge Dame aus Leon ist in der Unterkunft.
Was für ein Anblick, bekomme die Augen garnicht mehr los von Ihr.
Die attraktivste Frau die mir bis jetzt auf dem Camino begenet ist.
Egal, ich verspüre keinerlei Lustgefühle. Seltsam. Wenigstens mal was fürs Auge :-)

War am Abend in einer kleinen Kneipe Fußball schauen und habe schön ein
Paar Gläschen Rose dazu genippelt. Herrliche Atmosphäre da drinnen.
War ein schöner Tag heute. Harald hat am 2.Juli, also vor 3 Tagen hier gepennt.
Finds immer lustig seine Spuren und Einträge zu lesen.

Gedanken.......
Heute ging es über den "Tierra de Campos" !
Die kleine Kirche "San Nicolas" besuchte ich auch. Sehr nett hergerichtet.
Hat sicherlich viel Arbeit & Mühe gekostet. Sehr zu empfehlen.
Die Herberge in "Bocadillo del Campos" ist sehr schön, mit Garten,
Restaurant und Pool. Nobel, Nobel sag ich.
Dort genehmigten wir uns was?, natürlich ein Bierchen!
In der Unterkunft die dem Bürgermeister gehört, sind noch viele
Gegenstände aus alter Weinproduktion zu sehen.

Früher war das hier eine Weinanbaugegend, bis Dictator Franco hier zu Besuch
kam und den Wein probierte. Der soll ihm nicht geschmeckt haben, womit er den
Bauern befahl, statt dessen Getreide anzubauen. So verarmte das Gebiet langsam.
Wie ich von Johann hörte, gibt es den Udo aus Westfalen nicht mehr.
Soll ja in seiner Unterkunft richtig zugegangen sein. Könnte jetzt im Bier baden und ertrinken :-)
Oben auf der Hochebene waren die Disteln fast 2m hoch. Es windete so kräftig,
dass es mir des öfteren beinahe den Hut vom Kopf wehte. Der Kaffee hier ist immer top,
nicht so ne Plörre wie er uns des öfteren in Deutschland für 2,90-3,10,-€ angedreht wird.
Das ist hier halt Kultur.
Ein australisches Pärchen hat sich leckere Spaghetti gekocht und trinkt dazu einen
11,5% Vino Tinto. Ja 11.5%, ja da könnte ich schon 2 Flaschen vertragen. Grins!