Mein Jakobsweg 2006

27.06.2006 Roncevaux - Pamplona

54. Tag

Ich sitze gerade in einer Bar mit 4 Gästen + 1 = 5 und schau mir das Spiel Espagne - France an.
Zur Halbzeit steht es 1:1. Nachdem ich mich an einem Kühlen Heinecken gelaabt hatte, sah ich,
dass es hier auch Franziskaner Weizen gibt. Sofort wurde die Dame hinterm Tresen darauf
aufmerksam gemacht mir ein Franziskaner Weizen einzuschänken. Oh wie gut das tat.

Bis auf einen Mega-Schnarcher im Saal hatte ich ne angenehme Nacht verbracht.
Wie schon gesagt, gings blitzschnell und als einer der Ersten los. Ich lief die ersten
23km fast durch. In diesem blöden Industriegebiet hing mir der Hut zu weit im Gesicht,
so dass ich den Wrong Way einschlug und dadurch ne ganze Weile wild umherstreunte.
Ich besann mich dann doch wieder zurückzulaufen und nach dem Rechten zu sehn. Und hoppala,
da war er, The Right Way. Fast 40min bin ich durch meine Blödheit hier umhergeirrt.

Alles Wurscht, es war ein ausgesprochen schöner Weg heute. Zauberhaft! Und außerdem war
ich heute in Spanien angekommen. Auf spanischen Boden genoss ich 2 kl. Cafe. (2,-€ beide) ;-)
und laß in einer Zeitung was bei der WM so lief. Auf einem Weg, der an einer Wiese vorbeiführte,
wurde ich von hunderten von Schmetterlingen begleitet. Bei jedem Schritt den ich machte flogen
sie davon und immer vor mir her als wollten sie mich ein Stück begleiten um mir den Weg zu zeigen.
Genauso waren heute unendlich viele Echsen unterwegs. Was für ein Tag. Die Sonne schien,
es war warm, ich fühlte mich gut dabei hier auf spanischem Boden zu sein.

Ich startete mit den Wanderschuhen und wechselte dann nach 20Km auf Sandalen.
Es gab sogar Getränke- und Snackautomaten. Ja, man merkt schon: Frankreich liegt hinter uns.
Viva Espagna!!!
Kurz vor Pamplona, nachdem ich in Trinidad de Arre ein Bierchen getrunken hatte, traf ich auf
einen deutschen Pilger. Als ich Ihn dann doch eingeholt hatte, viel mir auf, dass er wie ein
Besessener lief. Und er hatte viel zu viel Gepäck dabei. Es quillte schon richtig heraus aus
seinem Rucksack. Komischer Typ.

Ich hatte, wie ich am Anfang schon schrob, heute Abend vor, dass Spiel Spanien - Frankreich
zu sehen.
Aber nun: das Pilger-Refugio in Pamplona machte schon um 22°° zu und erst wieder 7.30°° am
nächsten Morgen auf. So ein Schwachsinn. Passt garnicht in meinen Plan. Es gab ja noch eine
Unterkunft, die von Deutschen betrieben wurde, (Auberge Paderborn) die jedoch auch kein
Verständniss für meine Fußballerische Ader hatten und schon um 22°° Bettruhe erteilten.
Ok, wenn jeder kommen und gehen würde wie er wollte, würde es Tote unter den Pilgern geben.
So zog ich es vor, mir das Spielchen in einer dieser Bars anzusehen und danach im Freien zu nächtigen.

Ich zog durch die Straßen von Pamplona und süffelte paar Bierchen auf dem Plaza de Castillo.
Volker aus Germering, den ich gestern erwähnte, ist ja wohl, wie ich schon dachte, ein absoluter
Volldepp. Seiner Meinung zufolge ist Pamplona ne krässliche Stadt die man am Besten mit dem Bus
durchfährt und garnicht erst halt macht. A Sechzger Fan, des sag ois. Ich war begeistert von dem
Flair das die Stadt versprühte. Die kleinen engen Straßen, die vielen Geschäfte und Menschen.
Die große Plaza de Castillo lud zum Verweilen und Menschen guggen ein. Ich amüsierte mich
jedenfals prächtig. Ok, heute wäre es schön gewesen die Eindrücke mit jemanden zu teilen.
Mich erinnrte Pamplona an Barcelona. In 2 Wochen ist hier die Hölle bzw. die Stiere los.

Ich kaufte mir was zu Essen und vernaschte es bei baskischer Livemusik und herumtollenden
Kindern auf der Plaza. Berauschend, dem Treiben der Menschen zuzusehen.

Um 21°° saß ich wieder in der Bar und schaute mir das Fußballspiel an. Diese Franzosen haben
doch glatt 3:1 gegen Spanien gewonnen. :-( Was solls. Ich war eh der einzige der den Spaniern
zugejubelt oder mit ihnen gelitten hat. Die Basken sind den Franzosen nun einmal besser gesinnt
als den Spaniern. Die kifften am Nachbartisch in einer Arschruhe. Unglaublich. Es gab auch keine
Aschenbecher. Alles, vom Müll bis hin zu den Kippen wurde dem Boden übergeben.
Danach irrte ich durch die Stadt auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz.

Spanien Ole.