Mein Jakobsweg 2006

24.06.2006 Navarrenx - Ostabat-Asme

51. Tag

Bin wieder kurz nach 5°° Uhr morgens raus, frühstücken und los. In meiner Jugend hätte man mich mit nem
Panzer überfahren müssen damit ich um diese Zeit freiwillig oder überhaupt aufgestanden wäre, doch im
Moment ist es das Höchste für mich.
41Km werden`s heute. Die ersten Kilometer habe ich auf der Straße verbracht (Samstag - sehr ruhig) und
sparte mir somit 4-5Km und war frei vom "immer wieder Grüßen" der Mitpilgerer. Das ist kein Gespött oder
arrogantes Verhalten gegenüber anderen Pilgern, nur Ab und An ist es einfach gediegen, ruhig und alleine
auf dem Weg zu sein. Ihr werdet es auch spüren.
Vom Wetter her war`s heute sehr angenehm, wolkig und
warm, trotzdem brauchte ich meine 4-5 Liter Wasser am Tag.
An Aroue bin ich direkt vorbeigezogen und in Olhaiby nahm ich an einer kleine Eglise Platz und genehmigte
mir einen Kaffee und etwas zu Essen. Hatte heute wieder meine Nike Sandalen an, ging prächtig zum laufen.

Ansonsten war es sehr unaufregend heute da das Wetter immer schlechter wurde und auch sonst nix passierte.
Kurz vor Hiriburia donnerte und blitzte es gewaltig nur zu regnen begann es nicht.

Am Stein von Gibraltar, der seit seit 1964 die Vereinigung der 3 Jakobswege, Le Puy en Velay - von Vezelay und von
Paris über Tours darstellt, machte ich ein kleines Päuschen um etwas zu sinieren.

Von dort aus ging es dann den steinigen und schönen Prozessionsweg hinauf zur Chapelle de Soyarza wo es dann
doch noch begann zu regnen.

Da oben in der kleine Kapelle traf ich den Schweizer Pilger, der in den Pilgerbüchern immer so schön über Gott schrieb.
Da es bereits zu regnen begonnen hatte, machte ich es mir in der kleine Kapelle genehm und verzehrte meine Proviant
um mich für die nächsten Kilometer zu stärken. Die Aussicht auf die Hügel der Pyrenäen war mir leider verwehrt geblieben.
Bei schönem Wetter ist das hier sicher eine traumhafer Aussichtspunkt. Man kann halt nicht Alles haben.

Im Pilgerbuch der Chapelle de Soyarza fand ich auch noch folgenden Satz:

Genieße die Zeit die du mit deinen Freunden
verbringst, denn Sie sind der Quell des Glücks!
gez. Harald Jagersberger

Ach mei der Harald, wie wirds ihm wohl gehn und was wird er wohl alles so erleben? Freue mich schon ihn
wieder zu sehen. Auf den letzten Kilometern nach Ostabat trieben mich die Winde meines Fressanfalls voran,
den ich in der Chapelle de Soyarza hatte aber der Rucksack war um einiges leichter ;-)

Die Gite in Ostabat war schon voll. Naja, ein kleines Fleckchen irgendwo auf dem Boden hätte ich schon
genommen aber der Gite-Wächter nahm es sehr streng mit der Belegung. Ja kein Pilger zuviel, dass könnte
Ärger bedeuten bei einer Kontrolle. Ja, blödes Geschwätz. Also, ich hatte das weder vorher noch nachher erlebt.
Vielleicht sollte man die Etappen so legen, dass man durch diese Kaff einfach durchspaziert, dachte ich mir und
war angefressen. Im Laden nebenan gabs auch keine Zuflucht zu erwarten dafür neuen Proviant. Trotz des
schlechten Wetters war ich jetzt im Begriff weiter bis SJPdP zu gehn. Was solls dachte ich mir.
Und mit etwas Frust im Bauch gehts eh. Außerdem befand sich in dieser Gite ein richtiges Arschloch.
A Franzose aus dem Elsass. Ja so a vollvertrotteltes Rindviech. Laut schreiender, weil nicht normalsprechendkönnender Volldepp.
Der sollte sich mir noch mal Zeigen. Gott sei Dank erst ganz zum, Schluss.

So ging ich also meines Weges und kam an einer anderen Unterkunft vorbei. Ich wollte schon weiterlaufen aber
dann entsann ich mich und bog in die Einfahrtsschneiße der Gite ein. Eine sehr nette Frau nahm mich in Empfang
und gab mir zu verstehen, dass ich auch ohne HP dort übernachten dürfe. Man war ich happy. Ich bedankte mich
und bekam ein kleines Zimmer mit Kochgelegenheit wo sich später noch ein anderer Pilger dazugesellte.
12,-€ die Nacht! OK! Machte mir ein Cassolette warm und schaute danach Deutschland vs. Schweden. 2:0 für unsere Mannschaft.
Ich glaube wir werden noch Weltmeister wenns weiter so geht.

Ja, so ist der Camino, er macht aus scheinbar ausweglosen oder weniger guten Dingen/Situationen etwas ganz besonderes.