Mein Jakobsweg 2006

24.05.2006 Seyssel - Montagnin

20. Tag

Ich muss sagen, ich habe nach unserer gestrigen Fress und Sauforgie super geschlafen.
Habe mich nach langem Hin und Her dann doch entschlossen zum Arzt zu gehn.
So verabschiedete ich mich von Harald, denn ich glaube nicht, dass ich ihn auf dem
Weg nochmals begegnen werde. Eigentlich schade, obwohl ich auch die Vorzüge des
Alleingehens kenne und schätze. Habe mich in der Stadtapotheke nach einem Arzt erkundigt
und ihn sogleich aufgesucht. Gott sei Dank konnte die junge - hübsche Apothekanerin
englisch, so dass ich schnell ne Adresse hatte. Saß dann ziemlich lange im Wartezimmer,
starrte die Decke an, wälzte französische Zeitungen ohne sie zu verstehen, bis ich
dran kam. Er hat Fragen gestellt ohne eine für Ihn wirklich verständliche
Antwort zu bekommen. Am Ende sagte er mir was es sei und was ich tun solle.

Wie immer im Universum versteht man alles wenn man nix verstehen kann. Manchmal sind Sprachen
nicht das größte Übel. Er schickte mich in die Apotheke für Medikamente gegen Schmerz und
Wasser in den Beinen und nahm mir 20,-€ ab. Das wars. Toll mal bei nem fraz. Arzt gewesen
zu sein. Fast so wie bei meinem damaligen Kinderarzt.
Er machte mir noch einen kühlenden Verband und dann verabschiedete er sich.
Natürlich ging ich zu der Apotheke die mir die Adresse gab.

Dort bekam ich "Stützstrümpfe" - wie UNCOOL! und Tabletten gegen Schmerzen und Wasser in den Beinen.
Ich nahm Vis à vis noch einen Cafe au lait und nen lecker Puddingteilchen und weiter gings mit
langsamen Schritten. Ungebildet, DOOF & Sau DÄMLICH nahm ich die falschen Tabletten.
Manchmal weiß ich nicht welcher Teufel mich reitet. Hätte ich sofort 2 Ibubrofen genommen wäre
der Schmerz binnen 20min weggewesen. Ich aber hatte die Anti-wasser-in-den-Beinen-Tabletten genommen.
Was sagte ich da von wegen Sprache verstehen... Uffpasse Oida
Naja, wer auf Gottes Wegen läuft kann auch mal Fehler machen auch wenn sie schmerzlich sind.

Nach einer langen Strecke Asphalt begann nun die schönste Strecke entlang der Rhone.
Die "Rhoneauen" Ein wahrer Traum da entlang zu gehn.

(Syssel ist ne superschöne alte Stadt die durch die Rhone getrennt ist)

Zuvor jedoch machte ich noch die Begegnung des Tages. Als ich so dabei war mir Km, Tage, Zeit,
Befinden ect. zusammenzureimen und wiedermal fest mit den Augen zwinkerte, wäre ich beinah auf eine
von links nach rechts sich schlängelnde grün-gelbe Schlange von ca. 1m getreten. Ich sprang gen Höh und
wirbelte um meinen Stock als wäre ich ein junger Gott und nicht ein Pilger der soeben noch von
Schmerzen gepeinigt seines Weges ging.

Gott sei Dank ist nix passiert und die Schlange machte sich ohne mich zu attakieren auf ihren Weg.
Ich musste mich vor Schrecken mehrmals schütteln. Immer wieder lief es mir kalt den Buckel runter.
So, nun hatte ich die erste lang befürchtete Begnung hinter mir. Mal sehn wann die nächste meinen
Weg kreuzen sollte.

Im Führer hatte man geschrieben:
man solle, bevor man sich auf einen Stein setzt, mit dem Stock an gleichen schlagen.
Der Schlangen ect. wegen.

In MATHY ging der Weg nach SERRIERS oder direkt an den Rhone Auen entlang. Ich entschied mich
spontan für zweiteres. Es sollte ein unglaublich schöner Weg werden. Gut gewählt! Und ich war wieder
alleine. Das hieß: keine Zeit zu Staub mehr machen, halten und knipsen wann ich wollte, mal schneller,
mal langsamer gehn. Ich genoss wieder die Einsamkeit. Das soll jetzt nicht heißen das es irgendwie
blöd war mit Harald zu laufen, nein, aber das gewisse Etwas fehlte. Ich weiß das er genau so denkt und
seine Schritte im Moment genießt.
Meine Pausen legte ich jetzt so, dass mich die Schmerzen nicht immer gleich aus den Schuhen kippen
liesen. Ich machte eine kleine Pause direkt an der Rhone. Ein Traum. Danach ging es lange Zeit auf einem
Damm entlang.

In CHANAZ auf dem Campingplatz legte ich wiederum ein Päuschen ein um meine Füße zu pflegen.
War höchste Zeit. Ich gönnte mir 2 edle Bierchen und kam mit zwei Motorradfahrern aus Konstanz ins
Gespräch. Trinken, zahlen, packen und los, nicht zu vergessen den Fuß neu zu wickeln und mit neuer Salbe
versorgen. Ich wollte unbedingt nach MONTAGNIN.
Es war ein Tag der Stille da viele einsame Strecken hinter und vor mir lagen. Ich genoss es ausgiebig.
Unterwegs die Aussichten auf die Thäler & der Rhone bleiben ein unvergessliches Erlebnis.

In MONTAGNIN angekommen, wollte ich schon in einem Rohbau mein Nachtlager aufschlagen doch sah
ich dann eben das kleine Hinweisschild "Le Moulin" - Gite de Etappe. Wie ich zur Tür trat um zu klopfen,
sah ich schon 4 vertraute Gesichter am Tisch sitzen. Die beiden Herren aus Genf und zwei von danach die
sich im Hotel kurz vor Chez Gresat einquartiert hatten. Ok, die haben ziemlich gelöhnt dort.
Ne "Schwäbische Gemeinde" umgab mich hier. Lustig. Ich gesellte mich dazu und konnte es garnicht
fassen hier zu sein. Es war ein ziemlicher Marsch heute trotz der Schmerzen. Vielleicht bin ich ja schon
Schmerzpervers ;-)

Essen wollte ich aus Kostengründen nicht doch bekam ich 2 Gläschen Vin Rouge und freute mich einfach
nur der Anwesenheit. 15,-€ für's Übernachten und Frühstück. Da kann man nix sagen. Super. Und was
das für ne tolle Unterkunft war. Ganz Ur gemütlich eingerichtet. Das Essen sah verdammt lecker aus.
Diese dämlichen Kostengründe! Hatte nichts zum Abend gegessen und war trotzdem nicht hungrig.
Um 22:30Uhr gingen alle in die Falle, ich auch.

Habe seit der Begegnung mit Frau Schlange immer die Augen auf den Boden gerichtet. Man sagte mir,
dass es sich bei diesem Exemplar um eine ungiftige Wasserschlange handelt. Naja!
Harald ist bis YENNE gegangen. Fleißiger Bua.

PS:
Stets die Augen offen halten ob sich nicht Getiere durch die Beine schlengeln wollen.